12 July 2009

Überraschungs-Review



Bitte vor dem Lesen LAUT anschalten:

Joris de Man - Main Theme / March


Found at skreemr.com


Erinnert sich noch jemand an die ersten Minuten von Medal of Honor 2, die Landung in der Normandie? Vermutlich jeder, der es damals gespielt hat.

Diese nervenzerfetzende Spannung während der Anfahrt, begleitet vom monotonen Surren der Landungsboote, die blasse Gewissheit, dass man in wenigen Augenblicken vom Chaos des Krieges verschlungen wird, das wie eine Blase aus Stress und Lärm über den Strand wabert.


Und eh man es sich versieht, hat es einen schon überrollt und verschluckt: Lautstark durchschlagen die feindlichen Projektile alles, was sich ihnen in den Weg stellt, Stahl wie Fleisch. Verwirrung, Chaos, Adrenalin und Angst machen sich breit.

Ausgestattet mit einem lächerlichen M1 Garant stürzt man aus dem zersiebten Boot in Richtung der unentwegt feuernden Maschinengewehrstellungen, arbeitet sich von Deckung zu Deckung vorwärts und gibt immer wieder den ein oder anderen verzweifelten Schuss in Richtung der Bunker ab, von wo aus der instrumentalisierte Hass auf einen niederprasselt - glühend vor Wut und absolut unbarmherzig.


Selten war eine Spielszene so atmosphärisch, actionreich und bedrückend zugleich. Und genau das ist es, was man als Spieler für sein Geld bekommen möchte: Situationen, die man durchlebt und die einen innerlich aufwühlen.

Vor ein paar Monaten gab es wieder ein Spiel, das ähnliche Gefühle in mir weckte: Killzone 2. Seine Intensität - von den ersten beeindruckenden Sekunden des (wirklich geleckten HD-) Intros bis zum letzten, unbarmherzigen Kampf.


Kaum hat man ein schweißtreibendes Schlachtfeld hinter sich gelassen, packt einen das Spiel mit zwei mächtigen Pranken aus Beton und reißt ihn zum nächsten. Dort drückt es den Spieler tief in den Dreck und sieht dabei zu, wie er sich durch zentnerweise Staub, Blut und Gegnerhorden kämpft - in einer Intensität, wie man sie bisher selten erlebt hat. Die oben erwähnte Landung in der Normandie ist so ziemlich das Einzige, was mir da spontan einfällt.

Zugegeben, die Steuerung ist anfangs gewöhnungsbedürftig, doch etwa nach einer Viertelstunde hat man sich weit genug angepasst, um gut klarzukommen. Die größere Herausforderung sind sicherlich die extrem intelligent agierenden Gegner, die einem schlicht keine Verschnaufpause gönnen. Wo man sich bei anderen Spielen gerne mal in einer Ecke verschanzt, um von dort aus einen Gegner nach dem anderen auf's Korn zu nehmen, wurde man in Killzone 2 schon lange per Granate oder unerwartetem Nahkampfangriff aus seinem Versteck gezwungen, woraus eine selten gesehene Dichte aus Dramatik und Action resultiert. Ständiges Umdenken ist hier überlebenswichtig.

Zum besseren Verständnis muss ich dazusagen, dass ich das Spiel (bis 200m vor dem finalen Kampf, wo ich schließlich aufgegeben habe) auf HARD gespielt habe, was ich zugunsten der Intensität jedem geübten Spieler sehr ans Herz legen möchte. Der Unterschied zum normalen Schwierigkeitsgrad ist ziemlich groß, so dass man dort im Vergleich schon fast durchspurten kann, ohne wirklich gefordert zu werden. Nicht so auf HARD.


Einige Kämpfe sind zudem so heftig, dass man ohne taktische Planung schlichtweg nicht überlebt. Ein Level haben wir immer und immer wieder gespielt, um es dann beim gefühlten fünfzehnten Mal endlich zu schaffen. Als ich das Level dann beim zweiten Durchspielen vorgesetzt bekam, brauchte ich nur einen Versuch. Wenn Ihr es spielt - auf schwer, versteht sich - werdet Ihr wissen, was ich meine!

Auch meine physischen Reaktionen beim Spielen waren erstaunlich. Wie zu meinen Zock-Anfangszeiten ging mein ganzer Körper mit, wenn die Lebensenergie knapp wurde und ich in letzter Sekunde hinter die nächste Deckung sprang, um keine weitere Kugel abzubekommen. Und seit JAHREN war ich anschließend nicht mehr so verspannt wie nach einer Session Killzone; in meinen Augen ein gutes Indiz für ein forderndes, einnehmendes Spiel.

Resümee:
Killzone 2 ist ein Spiel, das man einfach mal gespielt haben muss. Bereits während der ersten Kämpfe wird außerdem schnell klar, dass Resistance 2 im direkten Vergleich ein Schrottspiel ist, denn gegen das hier wirkt es kindlich und fast schon lächerlich. Killzone 2 ist nicht nur Krieg pur - in seiner ganzen Intensität, Brutalität, Größe und Individualität, sondern auch eine herrliche Tortur der Sinne und somit im übertragenen Sinne eine klare Definition von Videospielen und ihrer beabsichtigten Wirkung.

Grafik: 10/10
Sound: 10/10
Gameplay: 9/10
Präsentation: 9/10
Langzeitmotivation: 5/10
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GESAMT: 9/10

Oh, bei Langzeitmotivation fällt mir noch was Schlimmes ein:

Der Online-Modus

Tja, was soll man dazu sagen? Das Problem ist in diesem Fall ganz klar die Steuerung. David und ich haben es ungefähr zwei Tage lang immer und immer wieder versucht, doch wir kamen einfach nicht klar. Ich habe keine Ahnung, was die anderen besser machen, aber wir waren meistens schon tot, bevor wir einen Gegner überhaupt im Visier hatten. Auch die ganzen Updates mit ihren neuen Steuerungsoptionen machen es nicht besser; der Online-Modus macht einfach keinen Spaß. Aber der Rest!


Also los! Leiht es Euch aus, bei einem Kumpel, bei mir oder in der Videothek und testet es an. Sobald Ihr die Steuerung verinnerlicht habt, wird es Euch nicht mehr loslassen - versprochen! Und stellt die Steuerung um auf die letzte der vier Möglichkeiten. Viel Schweiß, äh... Spaß!

Und Ronny, erst danach möchte ich eine ehrliche Meinung hören! Möglichst von allen, die es bis hier geschafft haben. ROCK ON!


4 comments:

urc said...

gutes review. hätte ich es nicht selbst gespielt, wäre deine kritik ein kaufgrund.

aber warum so wehmütig? als ob das spiel schon in der versenkung liegt. hehe :-)

urc said...

HAUPTWORT:

natürlich erinnere ich mich an die landung in MOH.

"eine der wenigen unvergesslichen videospielmomente."

rangiert bei mir in den top10 moments

Gregor said...

Ach! Und ich dachte immer, die Steuerung hätte Dich sofort und für immer in die Flucht geschlagen...

urc said...

nein, nein .,.. killzone hat mich einfach nicht gekickt.
moh- hab ich hingegen immer gespielt, war ja lange zeit die einzige egoshoota-reihe, die bei mir historische gefühle ausgelöst hat.